5.1 Förderkonzept
Unsere Schule arbeitet laut Schulkonferenzbeschluss in der 2006 eingeführten Schuleingangsphase jahrgangsbezogen. Unser Förderkonzept hat das Ziel, alle Schülerinnen und Schüler optimal zu fördern und zu fordern. Das vorliegende Konzept konzentriert sich auf die jahrgangsbezogene, aber klassenübergreifende Förderung in verschiedenen Teilbereichen. Es wird stetig evaluiert und weiterentwickelt werden.
Der jahrgangsbezogene Unterricht innerhalb der Schuleingangsphase und den Klassen 3 und 4 erfordert ein Förderkonzept, das die individuellen Lernleistungen und Entwicklungsmöglichkeiten jedes einzelnen Schülers berücksichtigt. Das Ziel ist, die Lernmöglichkeiten optimal auszuschöpfen. Um dieses erreichen zu können, sind eine flexible Unterrichtsorganisation und geeignete Unterrichtsformen notwendig.
Methodisch-didaktische Vorüberlegungen zur individuellen Förderung beginnen bereits bei der Zusammenarbeit aller Kollegen in Teambesprechungen der jeweiligen Jahrgänge. Neben der fachlich inhaltlichen Förderung muss aber auch eine Förderung der allgemeinen Lernkompetenzen, der Selbstständigkeit und der sozialen Fähigkeiten erreicht werden. Ausgehend von den Lernvoraussetzungen der Schüler müssen Unterrichtsformen wie Tagesplan, Wochenplan, „Lernen an Stationen“, projektorientierter Unterricht fester Bestandteil des Unterrichts sein. Grundlage einer individuellen Förderung muss eine Lernstandsdiagnostik sein, die in verschiedene zeitliche Abschnitte eingebettet ist. Die Frühförderung beginnt bereits in der KITA. Aus diagnostischen Erkennt-nissen werden Förderpläne mit Festlegung von Förderzielen entwickelt. Dabei unterscheiden wir zwischen einer allgemeinen Lernbeobachtung der Schüler, die kontinuierlich und fortlaufend von den Lehrkräften festgehalten wird. Die Lernbeobachtung wird entsprechend der Unterrichtsziele und Maßnahmen stetig angepasst.
5.2 Förderschwerpunkte
5.2.1 Lese-/Rechtschreibförderung
Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Lesen und Rechtschreiben bekommen in unserer Schule, außer besonderer Förderung im Deutsch-unterricht und Unterstützung in allen anderen Schulfächern, einen jahrgangsbezogenen wöchentlichen Förderunterricht in kleinen Gruppen.
Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten (LRS) haben nachhaltige Wirkungen auf die betroffenen Schülerinnen und Schüler. In der Literatur stößt man auf unterschiedliche Begriffe wie Legasthenie, Lese-Rechtschreibstörung und Lese-Rechtschreibschwäche und LRS.
Anfang des 20. Jahrhunderts glaubte man, dass Legasthenie etwas mit Defiziten in der geistigen Entwicklung zu tun hat. Mitte des Jahrhunderts stellte man fest, dass die legasthenen Kinder durchschnittlich bis überdurch-schnittlich begabt sind. Definierendes Merkmal ist eine umschriebene Beeinträchtigung in der Entwicklung der Lesefertigkeiten und damit verbunden sehr häufig der Rechtschreibung. In der späteren Kindheit und im Erwachsenenalter verbessert sich die Lesefähigkeit, die Rechtschreib-problematik weist meist größere Defizite auf. Deshalb wird vom ersten Schuljahr an, besonderes Augenmerk auf Lese- und Schreibauffälligkeiten gerichtet. Eine frühe Diagnose und Förderung können spätere Lernstörungen verhindern.
5.2.2 ILSA
An der Freiherr-vom-Stein Grundschule werden alle Kinder auch im mathematischen Bereich von Anfang an gefördert. ILSA 1 unterstützt uns dabei. Nach den ersten Schulwochen nimmt jedes Kind der 1. Klasse an Einzelinterviews teil. Diese Interviews dauern zwischen 10 und 12 Minuten pro Kind. Sie müssen einzeln durchgeführt werden, da die Denk- und Rechenwege entscheidend sind, um den jeweilige Lern- und Entwicklungsstand im mathematischen Denken festzuhalten. Hierbei werden nicht nur drohende Rechenschwächen erkannt, sondern auch ausgeprägte gute mathematische Voraussetzungen.
Die Auswertung der Einzelinterviews erfolgt computergestützt und ermöglicht der jeweiligen Lehrkraft, Fördergruppen mit gleichen Förderschwerpunkten zusammenzustellen. Diese Fördergruppen werden dann individuell gefördert.
Das bereitstehende Fördermaterial versetzt die Kinder in die Lage, ihre Lösungen eigenständig zu kontrollieren. Bei dem von ILSA 1 entwickelten PC-Programm, das in Ergänzung der Lernprozesse ausschließlich zu Übungszwecken verwendet wird, übernimmt der Computer diese Kontrolle.
Wichtig dabei ist, dass das Anschauungsmaterial eine Erklärung veranschaulichen soll. Es kann niemals die Erklärung ersetzen.
5.2.3 DAZ
In unsere Schule gehen viele Kinder, deren Mutter- oder Familiensprache nicht Deutsch ist. Diesen Kindern wird neben der besonderen Förderung in jedem Fach ein spezieller Förderunterricht in Deutsch angeboten, der fest im Stundenplan verankert ist. Der DaZ-Unterricht ist fester Bestandteil in jeder Jahrgangsstufe.
Sprachliche Schwierigkeiten von Kindern, deren Familiensprache nicht Deutsch ist, bleiben oft zunächst verdeckt. Häufig haben sie für die mündliche Alltagskommunikation hinreichende Fertigkeiten entwickelt und können sich wirkungsvoll verständigen. Erst wenn sie mit den Anforderungen der schriftlichen Kommunikation konfrontiert sind, zeigen sich Einschränkungen im Wortschatz, eine Begrenztheit der verfügbaren grammatischen Muster und spezifische Fehler.
Ein eingeschränkter Wortschatz ist oft das Ergebnis von eingeschränkten Lebenserfahrungen der Kinder. Begrenztes Sprachvermögen beruht dann auf eingeschränktem Weltverständnis. Nur wenn die Fähigkeiten der Kinder in der Familiensprache nachweislich besser entwickelt sind, lässt sich davon ausgehen, dass die Inhalte hinter den Wörtern bekannt sind und den Kindern nur die deutschen Äquivalente fehlen. Manche Kinder müssen aber mit den deutschen Wörtern auch gleichzeitig die Inhalte lernen, die für viele andere Kinder alltägliche Erfahrungen sind. Darüber hinaus lernen sie wie die anderen Kinder auch in der Schule neue Sachverhalte und Wörter kennen.
Die Lehrerinnen und Lehrer arbeiten deshalb am Wortschatz und -verständnis der Kinder mit anderer Familiensprache, indem sie
- das Verständnis der Wörter in ihren Kontexten gezielt anbahnen und sichern,
- die Wörter sammeln, rechtschriftlich sichern und in Listen, Plakaten, Karteien o. Ä. aufbewahren und angemessen wiederholen,
- die Wörter mit elementaren grammatischen Kennzeichnungen versehen, wie Wortart, Geschlecht, Pluralbildung, abweichende Formen,
- die Beziehungen zwischen den Wörtern deutlich machen, z. B. Wortfamilien, Ober- und Unterbegriffe, häufige Wortzusammensetzungen und gebräuchliche Wendungen.
Ein begrenztes Repertoire an grammatischen Mustern wirkt sich gleichermaßen im rezeptiven Sprachverständnis wie im aktiven Sprachgebrauch aus. Problembereiche sind Konstruktionen mit Genitiven, Passivkonstruktionen, Partizipialkonstruktionen, Nebensätze, erweiterte Satzglieder o. ä.
Die Lehrerinnen und Lehrer erweitern die Fähigkeiten der Kinder hier, indem sie
- Muster und Konstruktionen in Verwendungszusammenhängen herausarbeiten und einüben,
- Muster und Konstruktionen verdeutlichen, z. B. durch Auflösen und neues Zusammensetzen,
- Muster und Konstruktionen vereinfachen, umformen und erweitern.
Soweit von spezifischen Fehlern gesprochen werden kann, die bei Kindern mit anderer Familiensprache vermehrt auftreten, sind diese einerseits auf Besonderheiten des Deutschen sowie andererseits auf Interferenzen zwischen dem Deutschen und der jeweiligen Familiensprache zurückzuführen.
Die strukturellen Unterschiede zwischen dem Deutschen und den Familiensprachen der Kinder führen als sog. spezifische Interferenzen zu objektiven Lernschwierigkeiten für die Kinder mit anderer Familiensprache. Sprachvergleichende Betrachtungen und Darstellungen können hier das Verständnis und die Bearbeitung manchmal scheinbar unerklärlicher Fehler erleichtern. Hier helfen auch, soweit es möglich ist, Kontakt und Kooperation mit den Unterrichtenden für den Muttersprachlichen Unterricht.
5.2.4 Leseförderung
Lesen bildet in unserer Gesellschaft eine Schlüsselfunktion, deren Bedeutung nicht hoch genug eingestuft werden kann. Die Fertigkeit des Lesens, die Entwicklung einer Lesekompetenz sowie die Motivation am Lesen sind uns somit besonders wichtige Lernziele und werden täglich in den Fokus gestellt. Die Schülerinnen und Schüler müssen zunächst einmal eine grundlegende Lesefähigkeit erwerben, die mit dem Erfassen der einzelnen Buchstaben-Laut Zuordnung im ersten Schuljahr beginnt. Dabei werden den Schülerinnen und Schülern mit der Anlauttabelle des Lehrwerkes, dem Buchstabenhaus, direkt vom ersten Schultag an alle Buchstaben angeboten, so dass sie mit der Methode „Lesen durch Schreiben“ lernen. Schon früh beginnen wir mit differenzierten Lesewochenplänen zu arbeiten. Hier erhalten die Kinder sich steigernde individuelle Texte an die Hand, die fächerverbindend das Wochenthema aufgreifen. Sie unterstützen und motivieren die Kinder darin, die Texte täglich zu Hause zu lesen. Die Unterstützung durch die Eltern spielt hier eine wesentliche Rolle. Regelmäßig wird dann der Lehrkraft das Geübte vorgetragen, was durch die positive Verstärkung wiederum die Lesemotivation der Schülerinnen und Schüler steigert und als diagnostisches Mittel dient um den nächsten individuellen Lesewochenplan zu erstellen. Bei stärkeren Lesern und in den höheren Jahrgängen wird zusätzlich durch gezielte Leseaufgaben innerhalb der Wochenpläne das Textverständnis gefördert. Die Kinder bekommen die zusätzliche Aufgabe, schriftliche Fragen zum Gelesenen zu beantworten, wichtige Inhalte zu markieren und eigene Fragen zu gelesenen Texten zu verfassen. Hier werden sie immer mehr auf das selbstständige Arbeiten in Projekten vorbereitet, bei dem es auf die Sinnentnahme sowie die Weiterverarbeitung wichtiger Informationen ankommt. Sie lesen vermehrt Ganzschriften und bearbeiten eigenständig verschiedene Aufgaben innerhalb eines Stationsbetriebes sowie Lesehefte zur Lektüre. So legen wir nicht nur Wert auf die Förderung der Lesetechnik, sondern ebenfalls auf eine literarische Erziehung, die den Schülerinnen und Schülern viele Anreize bietet sich mit Sprache und Literatur auseinanderzusetzen. Im Unterricht lernen die Kinder verschiedene Bilderbücher kennen und setzen sich kreativ mit dem Inhalt auseinander. Sie spielen Rollenspiele, schreiben die Geschichte weiter, und präsentieren ihre Ergebnisse. Besonders motivierend wirkt auf die Kinder, wenn sie in Präsentationsphasen durch Vorlese- und Erzählstühle hervorgehoben werden. Neben Lesetagebüchern erstellen die Schülerinnen und Schüler Leserollen mit ihren Arbeitsergebnissen zu den einzelnen Büchern. Gelegentlich haben die Kinder die Gelegenheit, in einer Autorenlesung ihre Lieblingsbücher vorzustellen. Zur Unterstützung der Leseförderung arbeiten wir in allen Klassenstufen mit „Lesemüttern“, die einmal in der Woche mit Kleingruppen oder auch einzelnen Kindern Leseaufgaben übernehmen. Dabei wird auch das internetbasierte Leseförderprogramm „Antolin“ genutzt. Ein hierzu eingerichteter Leseraum bietet sowohl eine große Auswahl an Büchern für alle Jahrgangsstufen als auch eine motivierende Leseumgebung mit angrenzendem Medienraum und ausreichenden Computerplätzen zur Durchführung des Antolin-Quizzes. Eine weitere Unterstützung, besonders für die Schülerinnen und Schüler ohne ausreichende Deutschkenntnisse, bieten wir mit dem Leseförderkonzept Intra Act Plus. Das führen wir gezielt mit einzelnen Kindern durch, um speziell den Schülerinnen und Schülern zu helfen, die eine zusätzliche Förderung im Bereich der Konzentration benötigen. Schülerinnen und Schüler mit nicht ausreichenden Deutsch-kenntnissen erhalten separate Förderung im Sprachbildungsunterricht. Um die Motivation bei allen Schülerinnen und Schülern aufrecht zu erhalten, werden regelmäßig die Angebote der Stadtbücherei (Bücherbus, Besuch der Stadtbücherei mit Führung, Lesungen) genutzt. Um die Lesefreude zu wecken und die Schülerinnen und Schüler zum Bücherlesen anzuregen, stellen wir auch das Vorlesen ins Zentrum der Leseförderung. So nutzen wir verschiedene Anlässe um den Kindern interessante Bücher vorzustellen und vorzulesen.
5.2.5 Hausaufgabenförderung (Silentien)
Es gibt immer Kinder, die hierfür mehr Zeit oder mehr Hilfe für ihre Hausaufgaben benötigen, als andere. Auf der Grundlage eines Runderlasses für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen können wir eine zusätzliche Hausaufgabenförderung für diese Kinder einrichten. Diese sogenannten Silentien werden vom Land finanziell gefördert. Die Förderung wird in allen Jahrgangsstufen angeboten und variiert je nach Bedarf. Silentien finden in der Regel im Anschluss an den Unterricht statt. Eine Auswahl der Kinder trifft in Absprache mit den Eltern die Klassenlehrerin. Geleitet werden die Silentien von qualifizierten Kräften, die in engem Kontakt zu den Klassenlehrern stehen. Die Eltern sorgen für die regelmäßige Teilnahme ihrer Kinder. Die nachhaltige Hausaufgabenförderung stellt für diese Kinder eine Bereicherung dar, die sich auch positiv auf den Unterricht auswirkt. Für einige Kinder ist es eine Chance, dass auch sie mit vollständigen Hausaufgaben in der Schule eintreffen. Durch das angeleitete Erledigen der Hausaufgaben können sich langfristig Gewohnheiten entwickeln, die die Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, zukünftig ihre Hausaufgaben auch selbstständig zu erledigen.
5.2.6 Sportförderunterricht
Neben dem Sportunterricht haben wir mit dem Sportförderunterricht eine zusätzliche Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage von Bewegung und Sport zu fördern. Der Sportförderunterricht findet wöchentlich für eine Stunde mit maximal zwölf Kindern statt. Er richtet sich besonders an Kinder, die motorische oder psychosoziale Auffälligkeiten zeigen. Dazu gehören Kinder mit Wahrnehmungsschwächen, ängstliche Kinder, Kinder mit Konzentrations- und Aufmerksamkeitsproblemen, Kinder mit wenig Anstrengungsbereitschaft sowie Kinder mit einer eingeschränkten motorischen Leistungsfähigkeit. Verantwortlich für die Auswahl der Kinder ist in Kooperation mit der Klassenlehrerin die Lehrkraft mit der Qualifikation zur Erteilung von Sportförderunterricht. Sie führt eine diagnostische Sportunterrichtseinheit in den einzelnen Klassen durch. Hier überprüfen wir dann mit Hilfe einer motivierenden Bewegungslandschaft, welche Kinder die zusätzliche Förderung benötigen. Die Inhalte des Sportförderunterrichts beziehen sich sowohl auf die motorische Förderung als auch auf eine Wahrnehmungsförderung. So werden zum Förderschwerpunkt neben den klassischen funktionellen Bereichen wie Koordinationsschulung, Haltungsschulung und Ausdauertraining zusätzlich auch psychomotorische Bereiche wie Körpererfahrung, Materialerfahrung und Sozialerfahrung berücksichtigt. Bei der Gestaltung der Unterrichtseinheiten ist von besonderer Bedeutung, dass motivierende und erlebnisorientierte Bewegungssituationen angeboten werden, die keinerlei Leistungsdruck auf die Kinder ausüben. Übergeordnetes Ziel ist die Förderung des Selbstwertgefühls und die Stärkung des Ichs durch Erfolgserlebnisse im motorischen Bereich. Die Schülerinnen und Schüler haben in der Kleingruppe viele Gelegenheiten, sich an Aufgaben heranzutrauen, die sie in der Großgruppe eher meiden. Dies führt zu mehr Selbstvertrauen und verschafft ihnen Chancen, auch im Sportunterricht aktiver zu werden. Somit erweitern sie langfristig ihre Bewegungszeiten. Der Aufbau einer Unterrichtseinheit ist ritualisiert. Die Schülerinnen und Schüler beginnen mit einem Bewegungslied, bei dem sie angeregt werden verschiedene koordinativ anspruchsvolle Bewegungen nachzuahmen (Überkreuz-bewegungen, Rhythmus-Klatschspiele…). Es folgen verschiedene Aufgaben zur Koordinationsschulung, die meist mit dem Aufbau kleinere Bewegungslandschaften verbunden sind. Abschließend wird ein Spiel gespielt, dass die Ausdauerleistung fördert. Die Eltern werden über die Förderung Ihres Kindes im Sportförderunterricht informiert.